Robert Habeck hat am 7. November seinen Account bei X (vormals Twitter) reaktiviert. Er hatte diesen 2019 deaktiviert und diese Entscheidung 2021 als eine der weisesten Entscheidungen, die er in seinem Leben getroffen habe, bezeichnet.
Die Basis der GRÜNEN ist geteilter Meinung dazu, was die Reaktivierung des Accounts angeht. Ich persönlich halte das für einen Fehler, aber auch in der Presse wird die Reaktivierung an vielen Stellen kritisiert.
In diesem Artikel sammle ich entsprechende Artikel und Zitate.
Robert Habeck
Robert selbst schrieb am 7. Januar 2019 unter dem Titel “Bye bye, Twitter und Facebook” auf der Webseite der GRÜNEN:
Twitter ist, wie kein anderes digitales Medium so aggressiv und in keinem anderen Medium gibt es so viel Hass, Böswilligkeit und Hetze. Offenbar triggert Twitter in mir etwas an: aggressiver, lauter, polemischer und zugespitzter zu sein – und das alles in einer Schnelligkeit, die es schwer macht, dem Nachdenken Raum zu lassen.
[…]
Einen Fehler kann man machen, den gleichen ein zweites Mal nicht. Das muss Konsequenzen haben. Und meine ist, dass ich meinen Account lösche.
netzpolitik.org
Ingo Dachwitz schreibt am 8. November 2024 unter dem Titel “Soziale Medien gehören nicht in die Hand von Milliardären und Konzernen” auf netzpolitk.org:
Dass der deutsche Vizekanzler Robert Habeck ausgerechnet jetzt zu X und Instagram zurückkehrt, ist deshalb ein fatales Zeichen. Er wolle den Diskurs dort „nicht den Schreihälsen und Populisten überlassen“ schreibt der grüne Kanzlerkandidat in spe. Dabei übersieht er, dass es genau die sind, die vom überwachungskapitalistischen Geschäftsmodell der Plattformen mit noch mehr Reichweite belohnt werden, weil sie ihnen Werbeeinahmen bringen.
RND
Matthias Schwarzer schreibt am selben Tag unter dem Titel “Auf X gibt es nichts mehr zu gewinnen, Robert Habeck” im RedaktionsNetzwerk Deutschland:
Zu kritisieren ist vielmehr, dass weder Robert Habeck noch alle anderen Akteure verstanden zu haben scheinen, was X inzwischen für ein Netzwerk ist. Die Plattform ist kein herkömmlicher Kurznachrichtendienst mehr, auf dem es zwar ein bisschen hart zugeht, auf dem aber die gleichen Regeln für alle gelten. Nein: Gegen „Schreihälse“ anzuposten, um den politischen Diskurs zu retten, ist auf X ein Kampf gegen Windmühlen. Denn die Spielregeln auf der Plattform bestimmt allein der größte Schreihals überhaupt: Elon Musk.
Spiegel Online
Christian Stoecker schreibt am 10. November unter dem Titel “Ein Wahlkampf auf X ist ein Albtraum” im Spiegel:
Robert Habeck hat seinen X-Account reaktiviert - ein Fehler. Stattdessen sollten die demokratischen Parteien X konzertiert verlassen. Es gibt gute Gründe und Alternativen.
und
Es ist deshalb ein Fehler, dass auch der designierte grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck jetzt seinen X-Account reaktiviert hat, um die Plattform nicht »den Schreihälsen und Populisten zu überlassen«. Die Plattform gehört nun einmal einem Schreihals und Populisten, der dort diktatorische Macht ausübt.
Nadia Pantel schreibt am selben Tag unter dem Titel “Meinungen eines Autobauers” im Spiegel (Paywall):
Musks Verachtung für die Regeln der Demokratie hält weder den als Narren beschimpften »Olaf« noch den als Narren beschimpften »Habeck« davon ab, X als politisches Kommunikationsmedium zu nutzen.
[…]
Ein Medium, dessen Chef sich in den Dienst des Spalters und Polarisierers Donald Trump stellt und als neues mögliches Mitglied der US-Regierung gehandelt wird. Und Robert Habeck ist zurück auf X. Als Kanzlerkandidat.
Radio Eins
Lorenz Meyer kommentiert am 13. November unter dem Titel “Robert Habeck kehrt zu "X" zurück” in Radio Eins:
Wer auf X diskutiert unterwirft sich den Spielregeln des lautestens Schreihalses, und wer ist das wohl? Das ist in diesem Fall Elon Musk selbst. Die Algorithmen bevorzugen extreme Inhalte. Sachliche Diskussionen haben es da schwer. Das ist kein technischer Zufall, das ist propagandistische Absicht, das ist Geschäftsmodell.
[…]
Mit jedem Beitrag auf X läuft man Gefahr, eine Plattform zu legitimieren, die demokratischen Austausch durch Hass und Hetze ersetzt.
Volksverpetzer
Thomas Laschyk schreibt am 14. November unter dem Titel “Habeck muss nur das tun, um Hass auf Twitter zu minimieren” beim Volksverpetzer:
Twitter wird noch schlimmer werden. Die Plattform wird direkt US-Staatspropaganda für die rechtsextreme Trump-Administration. Da muss sich unser derzeitiger oder auch ein zukünftiger Kanzler nicht abhängig machen. Auch noch so unnötigerweise. Das mindeste ist, Alternativen anzubieten und die Kommentarspalten zu moderieren oder zu schließen. Denn wer sich dann wohlfeil wieder wundert, warum die AfD so viele Prozente bekommt oder wie Trump schon wieder Präsident werden konnte: Genau deshalb.
Guardian
Dan Milmo schreibt am 13. November unabhängig von Robert Habecks Rückkehr zu X unter dem Titel “Guardian will no longer post on Elon Musk’s X from its official accounts” im Guardian:
The US presidential election campaign served only to underline what we have considered for a long time: that X is a toxic media platform and that its owner, Elon Musk, has been able to use its influence to shape political discourse.
Spektrum
Michael Blume schreibt am 14. November unter dem Titel “Medienethik zwischen X und dem Fediversum – Manchmal ist das Richtige leicht zu erkennen” auf Spektrum:
Ich verstehe das Reichweiten-Dilemma von Demokratinnen und Demokraten, die in den Medien vorkommen müssen. Dies wäre jedoch leicht zu ändern, wenn sich Journalistinnen und Journalisten zu dem medienethischen Engagement und der Zivilcourage durchringen würden, die viele gerne von anderen fordern. Der sich als kritische Stimme in den USA ausbreitende, britische “Guardian” zog schon beispielhaft erste Konsequenzen.
Kommentare gerne im Fediverse.